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OpenStack: Die große Unbekannte

Von Timothy Clayton, Marketing Business Services

Der Beitrag ist ursprünglich bei Grounded in the Cloud erschienen.

Die Chance mit Krishnan Subramanian, der sein Büro in Seattle hat, über die Bedeutung von OpenStack und Cloud Foundry zu sprechen, versetzte mich in Aufregung. Der Grund mag Sie überraschen. 1994 war ein prägendes Jahr für mich, sodass ich noch heute durch halb Europa reise, um Pearl Jam auf der Bühne zu sehen. Über Seattle habe ich viel gelesen, also hoffte ich, das Gespräch von der Cloud hin zur Musik zu lenken.

Ich hatte mir bereits passende Blogtitel bereitgelegt: No Code, Change Has Come, Piece Of Cake, Down On The Upside, Ultramega OK, Buzz Factory... Es stellte sich heraus, dass Krishnan 1997 als Student von Indien in die USA kam und erst seit 2004 in Seattle lebt (als der Grunge schon lange tot war). Na gut.

Seattle mag nicht mehr für seine Songs bekannt sein, dafür erlebt die Stadt einen anderen Trend, der länger halten könnte. „Ich habe Glück in Seattle zu leben.“, meint Krish, „Es ist das Herz der Cloud-Infrastruktur-Community und wird zu einer Art Silicon Valley für Cloud-Technologie.“

Krish ist ein Optimist in Sachen Cloud und freut sich über die sich bietenden Gelegenheiten (Sein Optimismus ist ein klres Indiz, dass er nicht mit Grunge aufgewachsen ist). Er ist so voller Energie, dass er als Gründer und CEO von Rishidot Research noch Zeit findet, sich bei drei weiteren Startups zu engagieren.

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Jetzt bin ich etwas nervös. In meinen bisherigen Interviews zum Wesen und Sicherheit der Cloud konnte ich noch mithalten, da diese Themen auch ohne Expertenwissen eingängig sind. Würde ich über OpenStack und Cloud Foundry sprechen, ohne etwas darüber zu wissen, würde ich nur Krishs Zeit verschwenden.

Darum eignete ich mir zumindest grundlegende Informationen an. Ich verstand soviel: Tausende Menschen auf der ganzen Welt arbeiten zusammen, um eine Infrastruktur zu entwickeln, die niemandem gehört, aber allen zur Verfügung steht. Also stellte ich Khrish meine Fragen:

Die Idee von Open Source ist reiner Altruismus, stimmt’s?

„Ja und nein“, antwortet Krish „Vielleicht stehen die Ergebnisse der Arbeit allen zur Verfügung und dienen einer guten Sache. Die meisten der Beteiligten – Unternehmen oder Privatpersonen – handeln aber zu einem Gutteil aus Eigennutz. Sie helfen meist deshalb, weil sie wissen, dass sie am Ende von besseren Lösungen profitieren.“

Selbst die Einführung von OpenStack war nicht altruistisch motiviert. Die NASA entwickelte die Technologie für ihre Zwecke. Was für ein Paradoxon: Sie passt hervorragend zum Kapitalismus und ist dennoch eine kollaborative Non-Profit-Bewegung, die alle Stufen der IT-Welt umfasst. Jeder Beteiligte hat theoretisch den gleichen Einfluss, selbst wenn es Gatekeeper und einige hierarchische Elemente gibt.

Ich kann mir vorstellen, dass Unternehmen wie Hewlett Packard Enterprise, IBM und Microsoft der Gedanke einer freien Infrastruktur nicht behagt. Hätten sie nicht in einer frühen Phase die Technologie entwickeln und patentieren lassen können?

Krish findet das unrealistisch. Eine Regierungsorganisation wie die NASA würde nie über das Budget oder das Personal verfügen, um etwas so komplexes wie OpenStack zu entwickeln und stetig zu verfeinern. Man braucht Tausende fähiger Leute und viele Ressourcen. Das Gleiche gilt sogar für die Riesen der IT-Branche. Kein Unternehmen wäre allein in der Lage, ein so gewaltiges Projekt zu stemmen. Schon der Verwaltungsaufwand wäre enorm.

Dazu kommt ein Risiko, falls Wettbewerber an einer ähnlichen Lösung arbeiten. Kämen drei oder vier Plattformen zugleich auf den Markt, würde sich nur eine durchsetzen. Das Scheitern eines Projekts dieser Größenordnung würde den stärksten Konzern ins Wanken bringen.

Open-Source-Initiativen sind ein Gewinn für alle Beteiligten. Große Konzerne erhalten die beste Lösung, ohne das mit Innovationen verbundene Risiko tragen zu müssen. Kleineren Unternehmen stehen Platform-as-a-Service-Lösungen zur Verfügung, mit denen Sie Prototypen auf den Markt bringen können. Das kostet sie nur einen Bruchteil der Investition in Hardware und erspart ihnen die komplexe Aufgabe, eine eigene Infrastruktur zu entwickeln. KMU können Ideen zur Marktreife führen, ohne Risikokapital einwerben zu müssen.

Also verlieren die Kapitalgeber Geld, richtig?

Das überzeugt Khrish nicht. „Für Venture Capitalists sinkt das Risiko. KMU brauchen weiterhin Kapital. Sie können zwar einen Prototyp entwickeln, brauchen aber Investitionen, um zu wachsen. Das bedeutet, dass die Risikokapitalgeber jetzt ausgereifte Ideen sehen und in Unternehmen investieren können, die vielversprechende Produkte haben.“

Diese Erklärung fällt bei mir auf fruchtbaren Boden. Ich habe vor längerer Zeit mit dem Schreiben begonnen und versuche jetzt, im digitalen Zeitalter, zu publizieren. Traditionelle Verleger waren immer die ultimativen Venture Capitalists. Sie überfliegen etliche Ideen und investieren in die wenigen Manuskripte, für die sie einen Markt vermuten.

Die Cloud hat dieses Modell revolutioniert. Ich habe mein letztes Manuskript an einige Lektoren geschickt. Eine Antwort hat mich überrascht: Ich solle es zuerst im Eigenverlag herausbringen. Habe das Erfolg, würden sie es aufnehmen. Für den Schriftsteller ist das frustrierend, als Geschäftsmodell aber exzellent.

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Wie entwickelt man neue Technologie: Mit zehn Genies in einem Raum, oder 10 000 schlauen Leuten auf der ganzen Welt?

Laut Krish kommt es nicht nur auf die Größe an. Aber natürlich findet man mit vielen Leuten mehr Bugs und Probleme im Code. Ein traditionelles, wenn auch brilliantes Entwicklerteam hat dazu zu wenig Zeit und Ressourcen.

Die Open-Source-Welt kann noch einige Superstars gebrauchen. Bugs zu finden ist mitunter verblüffend leicht. Um sie jedoch zu beheben, braucht man die allerbesten Programmierer.

Für Krish bedeutet Open Source Demokratie. Er geht soweit, sie als das „perfekte“ wirtschaftliche und technologische Paradigma zu bezeichnen, selbst wenn noch nict alle Lösungen ausgereift sind.

Ist das Ziel dieses Systems eine Einheit, bei der Maschinen die Community ersetzen? Machen sich diejenigen, die den Code schreiben, überflüssig?

Obwohl Krish nicht an diese Version glaubt, weiß er, dass künstliche Intelligenz, die ihren Code selbst entwickelt, nicht weit entfernt ist. Die Entwickler von Siri haben erste Schritte in dieser Richtung gemacht. Trotzdem, ohne Menschen geht es nicht.

„Vielleicht schreibt die OpenStack-Community den Code für die Infrastruktur bald nicht mehr, aber wir werden nicht alles den Maschinen überlassen. Menschen bleiben die Gatekeeper des Systems. Sie stellen sicher, dass sich der Code in die richtige Richtung entwickelt.“

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Es war ein tolles Gespräch und ich habe viel gelernt. Aber warum ist das alles wichtig für die Cloud?

Ein generelles Verständnis für die Vorteile von Open Source, OpenStack und Cloud Foundry ist fundamental für das Konzept der Cloud. Das gesamte Gebiet entwickelt sich. Wir sind noch auf der Suche nach der richtigen Mischung von privaten, öffentlichen und hybriden Optionen. Dabei sind uns die technologischen Möglichkeiten und Trends noch gar nicht voll bewusst.

Open Source ist wichtig, weil die Cloud sich schnell und flexibel entwickeln muss. Traditionelle IT wird Dienste niemals so schnell zur Marktreife bringen, wird nie so gut bei der Fehlersuche im eigenen Code und nie so flexibel wie demokratische Ansätze sein.

„Meine Arbeit trägt dazu bei, Leuten zu helfen, damit ihre Technologie die richtige für heute und morgen ist.“, so Krish, „Ich sage immer, sie müssen die IT als lebende Einheit behandeln, die sich entwickelt und verändert.“ Ohne Open Source wäre die Cloud viel zu langsam. Kein anderes Produkt entstand so kooperativ wie dieses. Es legt die Macht in die Hände von kleinen und großen Unternehmen, die technische Lösungen entwickeln. Open Source ist die Zukunft der Cloud.

 

Über den Autor

Timothy Clayton ist Copywriter für HPE Creative Services. Er sorgt dafür, dass Tim_Clayton.jpggroße Unternehmen die Sprache von KMU sprechen. Tim lebt und arbeitet in Wroclaw, Polen. Folgen Sie Ihm auf Twitter.

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